Arthur Kipps ist noch ein junger Anwalt, als er von seiner Kanzlei in eine gottverlassene Gegend Englands geschickt wird, um den Nachlass der verstorbenen Mrs. Drablow zu regeln. Ihr Anwesen ist nur bei Ebbe über den Nine Lives Causeway zu erreichen. Wer den Damm verlässt, droht jämmerlich im nebligen Sumpfgebiet zu versinken. Doch was den Advokaten in Eel Marsh House erwartet, hätte er sich in seinen dunkelsten Träumen nicht ausgemalt.
Es ist Angang November, und der frisch verlobte Arthur Kipps freut sich, dem Londoner Nebel zu entkommen. Dankbar nimmt er den Auftrag an, der Beerdigung beizuwohnen und im Anwesen der Verstorbenen nach dem Rechten zu sehen. Crythin Gifford heißt der kleine schmucke Ort, in dem er absteigt, um die Beerdigung abzuwickeln. Doch die Dorfbewohner sind seltsam verschlossen, und auch der Immobilienmakler, der Kipps in die Sachlage einweisen soll, gibt nur ganz und gar verhalten Auskunft. Und so verwundert es Kipps kaum, dass niemand außer ihm und dem Immobilienmakler an der Trauerfeier für die alte Dame teilnimmt.
Am Ende der Messe vernimmt Kipps jedoch ein Rascheln in der Kirche – er dreht sich um und entdeckt mehrere Bankreihen hinter sich eine offensichtlich trauernde Frau. „Allerdings sah ihre Kleidung aus, als wäre sie aus einer alten Truhe oder einem Schrank gekramt worden, denn das Schwarz war ein wenig verschossen.“ Bleich, ausgemergelt und mit tief eingesunkenen Augen hockt die Frau in Schwarz auf der Kirchenbank. Auch später auf dem Friedhof entdeckt er die mysteriöse Frau wieder. Der Immobilienmakler jedoch behauptet, niemanden gesehen zu haben.
Guter englischer Gruselstoff
Als er schließlich Eel Marsh House betritt, nimmt der Spuk volle Fahrt auf. Ein unsichtbares Kind wimmert und schreit, aus einem Zimmer ohne Klinke und Riegel dringen Klopfgeräusche, und immer wieder erscheint aus dem typisch englischen Nebel rund um Eel Marsh House die rätselhafte Frau in Schwarz. Susan Hills Schauerroman versprüht den feinen Grusel, der in diesem Genre vom Leser verlangt wird. Das ist kein Horror, kein Schocker, sondern guter englischer Gruselstoff, angelegt im viktorianischen Zeitalter.
Der Roman jedoch ist bereits 1983 in England erschienen, im Jahr 1993 erstmals auf Deutsch. Stephen Mallatratt hat den Roman für sein Theaterstück adaptiert, das seit mehreren Jahren erfolgreich am Londoner West End gespielt wird. Aber erst jetzt, fast 30 Jahre nachdem das Buch geschrieben worden ist, wird es für das Kino entdeckt. Und niemand Geringeres als „Harry Potter“-Darsteller Daniel Radcliffe spielt die Rolle des jungen Anwalts Arthur Kipps. Gefilmt wurde in den legendären britischen Hammer Studios, die in den 50er und 60er Jahren mit Horrorproduktionen wie „Dracula“ oder „Frankensteins Rache“ bekannt wurden, später aber Konkurs anmelden mussten. Die Hammer Studios wurden wiederbelebt und beleben nun ihrerseits einen Gruselstoff, der wie für sie geschrieben scheint.
Dies ist jedoch lediglich die Kritik des Buches, und da muss der Rezensent mit ein wenig Unverständnis bemerken, wie der Verlag versucht, die Popularität des Hauptdarstellers auszunutzen, um den „Roman zum Film“ besser zu vermarkten. Es hätte genügt, den Roman erneut auf den Markt zu bringen – mit einem passenden Umschlagbild selbstverständlich. Nun aber prangt auf der Vorderseite das Bild des Filmplakats und somit auch Daniel Radcliffe. Doch damit nicht genug: Im Innenteil erwarten den Leser acht Seiten mit Filmfotos. Für Radcliffe-Fans sicherlich ein Augenschmaus, für Freunde der viktorianischen Schauergeschichten jedoch unnötig.
Aus Sicht des Lesers wären zwei unterschiedliche Editionen sinnvoller gewesen: Das „Buch zum Film“, wie es vorliegt, für die Potter- und Radcliffe-Fans, und ein bibliophil gestaltetes für die Genießer von Schauergeschichten und Gruselromanen. Das allerdings hätte wohl auch eine gebundene Ausgabe erforderlich gemacht. Schade, dass solche Chancen zur doppelten Vermarktung nicht genutzt worden sind, denn Susan Hills Geschichte hätte diese Huldigung durchaus verdient.
Susan Hill: Die Frau in Schwarz, Knaur Taschenbuch Verlag, München, 2012, 202 Seiten, acht Seiten Filmfotos, Taschenbuch, 9,99 Euro, ISBN 978-3426502204

Der zwölfjährige Gustave hat’s nun wirklich nicht leicht: Erst zerstört ein Siamesischer Zwillingstornado sein Schiff und saugt seine Mannschaft in den Himmel, da trifft er auch schon auf den Tod und dessen etwas anstrengende Schwester Dementia. Der Tod ist nicht zimperlich und stellt dem lebenswilligen Gustave sechs Aufgaben. Verliert er, gehört seine Seele dem Tod. Es beginnt eine wilde Reise durch die Nacht.
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Als großer Elvis-Fan muss man vielleicht dieses Buch lesen. Mit gemischten Gefühlen, ohne große Erwartungen, gibt es doch dermaßen viele Bücher über Elvis Presley und nur wenige qualitativ hochwertige. Mit dem Namen des King of Rock’n’Roll lässt sich eben immer noch Geld machen. Keine gute Ausgangslage für das Buch „That’s all right, Mama“ von Bertina Henrichs.