Alles deutet auf den perfiden Plan eines Serienkillers: Obwohl die Opfer sonst nichts miteinander gemein haben, erhalten sie alle einen Tag vor ihrem Tod eine schlichte, weiße Postkarte mit ihrer Adresse in schwarzer Maschinenschrift. Auf der Rückseite steht das Datum des nächsten Tages; daneben ist mit schwarzer Tinte ein Sarg gemalt.
Natürlich muss es für diesen spektakulären Fall in New York einen Mann geben, der sich an die Lösung des Falls begibt. Hier ist das der altgediente FBI-Profiler Will Piper, der eigentlich nur noch die letzten Jahre bis zur wohlverdienten Pension absitzen will. Gerne gießt er sich den einen oder anderen Whisky hinter die Binde und genießt die eine oder andere schlanke Frau. Er ist geschieden und Vater einer erwachsenen Frau, die ein Buch über ihren Vater schreibt. Der Titel: „Die Abrissbirne“.
In Las Vegas treibt sich derweil ein Mann namens Mark Shackleton herum, der in einer Identitätskrise steckt. Sein Alter Ego träumt davon, Drehbücher in Hollywood unterzubringen, und auch Mark Shackleton will endlich etwas Herausragendes bewirken. Das scheint eine Folge seiner geheimnisumwobenen Arbeit zu sein, denn Shackleton ist ein hochintelligenter Computerfachmann, der für die Regierung der USA an einem geheimen Projekt in der Hochsicherheitszone von Area 51 arbeitet. Mit Ufos haben die nämlich gar nichts zu tun…
Und dann sind da noch die anfangs verwirrenden Rückblicke in die Vergangenheit, die seltsam anmuten, aber für die Lösung des Falls unabdingbar sind.
Das Debütwerk des Amerikaners Glenn Cooper ist schlichtweg genial. Hochspannend. Es ist auch unsicher, ob der Stempel „Thriller“ der richtige ist. Aber ein Krimi ist es auch nicht. Dann also doch ein Thriller? Auf jeden Fall: spannend. Zwar ahnt der Leser recht früh die ersten Ansätze der Lösung, aber trotzdem bleibt die Geschichte bis zur letzten Seite faszinierend.
Glenn Cooper: Die Namen der Toten, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2009, 508 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro, ISBN 978-3499249280
Glenn Cooper: Der siebte Sohn, Rowohlt Taschenbuch Verlag, 2010, 445 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro, ISBN 978-3499249297

Sie nennt sich selbst zynisch „eine lebende Leiche“: Elise Andrioli ist eine glücklich verheiratete Frau, da zerstört ein Bombenattentat in Irland ihr Leben und nimmt das ihres Verlobten. Sie selbst überlebt gelähmt und erblindet. An den Rollstuhl gefesselt und völlig auf die Hilfe ihrer Haushälterin Yvette angewiesen. Die nimmt sie eines Tages mit zum Supermarkt, wo Elise die kleine Virginie kennen lernt. Doch was als launige Unterhaltung mit einem siebenjährigen Mädchen beginnt, entwickelt sich zu einer Schauergeschichte. Denn Virginie erzählt Elise von einer Bestie, die nach und nach Jungen umbringt. Erst am vergangenen Tag habe die Bestie wieder zugeschlagen. Und sie, Virginie, habe den Mörder gesehen. Doch bevor sie mehr erzählen kann, wird sie von ihrer Mutter, die vom Einkaufen zurückkommt, unterbrochen.
Friedrich Ani schreibt nicht die Art von Kriminalroman, die jeder mag. Die gelesen werden, nur um Nervenkitzel zu verspüren. Friedrich Ani schreibt Kriminalromane, die vieles sein können, aber nicht bloß das, was lapidar als „Krimi“ bezeichnet wird. Friedrich Anis Kriminalromane halten unserer Gesellschaft in sprachlicher Brillanz den so oft zitierten Spiegel vor. Einen Spiegel, der trotz Staubschicht die Wahrheit abbildet wie kein anderer. Wir haben ihn verstauben lassen, denn warum sollten wir einen Spiegel streifenfrei putzen, der uns nur das Elend zeigt. Ani ist der würdige Nachfolger von Georges Simenon. Wer die Eigenwilligkeit Maigrets unwiderstehlich findet, kann auch die Romane um Polonius Fischer nicht wieder weglegen.