David Wagner (Kategorie Belletristik) mit seinem Roman „Leben“, erschienen im Rowohlt Verlag,
Helmut Böttiger (Kategorie Sachbuch/Essayistik) mit seinem Buch „Die Gruppe 47“, erschienen in der Deutschen Verlags-Anstalt (DVA) und
Eva Hesse (Kategorie Übersetzung) mit ihrer Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Ezra Pounds „Die Cantos“, erschienen im Arche Literatur Verlag.
David Wagners Buch „Leben“ ist bereits zuvor von der Kritik übereinstimmend hoch gelobt worden. Der autobiographische Roman des 1971 Geborenen erzählt die Geschichte einer Organtransplantation: Ein junger Vater bekommt eines Tages den ersehnten Anruf – es gibt ein passendes Spenderorgan für ihn. Sein Krankenhauszimmer teilt der Protagonist mit den verschiedensten Menschen, die ihn bereitwillig in ihre Lebensgeschichten einweihen.
„Nüchterner Krankenhausalltag und existenzielle Fragen liegen in dieser Romanerzählung so nah beieinander wie die Wörter Leber und Leben“, begründet die Jury ihre Entscheidung und bewertet die Geschichte als „lakonisch“ und „mit zartem Humor erzählt“.
Als Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, die Entscheidung der Jury bekannt gibt, dass Helmut Böttiger in der Kategorie „Sachbuch/Essayistik“ den Preis erhält, ist der Jubel der Zuschauermenge groß. Böttiger, einer der renommiertesten Literaturkritiker des Landes, hat sich mit der von Hans Werner Richter ins Leben gerufenen losen Schriftstellervereinigung „Gruppe 47“ beschäftigt und legt mit seinem Titel den ersten umfassenden Überblick über die Geschichte dieser Institution vor.
Böttiger hat nicht nur viele bisher unbekannte Dokumente gesichtet und verarbeitet, sondern auch mit Zeitzeugen gesprochen. Die Jury sagt: „Böttiger setzt in der Darstellung der Gruppe 47 neue Akzente. Er zeichnet ihre Geschichte durch genaue Porträts der Zentralfiguren nach und untersucht die Kritik an ihrem Gebaren.“
In der Kategorie „Übersetzung“ wird Eva Hesse für ihre Übertragung von Ezra Pounds „Die Cantos“ aus dem amerikanischen Englisch mit dem Leipziger Buchpreis prämiert. Es ist Pounds Hauptwerk, dessen sich Hesse angenommen hat, die mit ihm selbst noch zusammengearbeitet hat.
„Zum ersten Mal gibt es Ezra Pounds ‚Cantos‘ nun vollständig auf Deutsch – dank Eva Hesse mit allen Blitzen, Sprachgewittern und politischen Abgründen des Originals“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Die besondere Leistung habe „das Zeug zur Legende“. Aus Krankheitsgründen konnte die 1925 in Berlin geborene Übersetzerin den Preis nicht selbst entgegennehmen.
Insgesamt sind in diesem Jahr 430 Titel von 141 Verlagen für den Preis eingereicht worden. Daraus nominierte die Jury fünf Autoren oder Übersetzer in jeder Kategorie.
Nominierte Kategorie Belletristik:
Ralph Dohrmann: „Kronhardt“ (Ullstein Verlag)
Lisa Kränzler: „Nachhinein“ (Verbrecher Verlag)
Birk Meinhardt: „Brüder und Schwestern“ (Carl Hanser Verlag)
David Wagner: „Leben“ (Rowohlt Verlag)
Anna Weidenholzer: „Der Winter tut den Fischen gut“ (Residenz Verlag)
Nominierte Kategorie Sachbuch/Essayistik:
Götz Aly: „Die Belasteten: >Euthanasie< 1939-1945. Eine Gesellschafts-Geschichte" (S. Fischer Verlag)
Kurt Bayertz: „Der aufrechte Gang: Eine Geschichte des anthropologischen Denkens“ (C.H. Beck)
Hans Belting: „Faces: Eine Geschichte des Gesichts“ (C.H. Beck)
Helmut Böttiger: „Die Gruppe 47: Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb“ (Deutsche Verlags-Anstalt DVA)
Wolfgang Streeck: „Gekaufte Zeit: Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus“ (Suhrkamp Verlag)
Nominierte Kategorie Übersetzung:
Eva Hesse: „Die Cantos“, aus dem Englischen, von Ezra Pound (Arche Verlag)
Maralde Meyer-Minnemann: „Der Archipel der Schlaflosigkeit“, aus dem Portugiesischen, von António Lobo Antunes (Luchterhand Literaturverlag)
Alexander Nitzberg: „Meister und Margarita“, aus dem Russischen, von Michail Bulgakow (Galiani Berlin)
Claudia Ott: „101 Nacht“, aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen nach einer Handschrift des Aga Khan Museums (Manesse Verlag)
Andreas Tretner: „Briefsteller“, aus dem Russischen, von Michail Schischkin (Deutsche Verlags-Anstalt DVA)