Als James sein Studium in Oxford beginnt, ist er gewillt, die guten Ratschläge seiner Schwester zu beherzigen: Hart zu arbeiten, Clubs beizutreten und – sich vor allem mit den richtigen Leuten anzufreunden. Doch in seinem Studienfach Physik ist James unter all den Überfliegern nur noch Mittelmaß. Voller Neid sieht James, wie diese Überflieger nicht nur die guten Noten abräumen, sondern auch all die gutaussehenden Frauen an der Elite-Uni. Bis, ja, bis Jess in sein Leben tritt – und James zu weinen beginnt, weil sie auf Anhieb weiß, wer er ist.
Jess gehört zu jenem erlauchten Kreis der Gutsituierten rund um den lässigen Mark, der noch mehr Geld besitzt als sie alle zusammen. Und obwohl James es nicht mag, von Mark als Jess‘ „Gespiele“ bezeichnet zu werden, dauert es nicht lange, bis er dem Zauber des Reichtums seiner neuen Freunde erliegt, erst recht als Mark sie alle einlädt, in seinem alten Herrensitz in Oxford einzuziehen. Es beginnt ein ausschweifendes Leben aus Partys und Sex. Dabei ist Mark die schillernde Persönlichkeit, die alles zusammenhält, von der alles abhängt. Abhängigkeit – das ist eines der großen Themen in Naomi Aldermans Collegeroman „Die Lektionen“, der jetzt auf Deutsch erschienen ist. Sie alle haben ihre Lektionen zu lernen, allen voran James, der leicht zu beeinflussende, schwächlich wirkende Typ mit der leichten Gehbehinderung.
Man kann nicht sagen, dass es ein schlecht zu lesendes Buch ist. Aber es ist auch keine Literatur, es bringt den Leser nicht weiter, es ist gute Unterhaltung, mehr nicht. Letztlich ist wieder einmal den Umschlaggestaltern ein Lob auszusprechen: Nina Rothfos und Patrick Gabler aus Hamburg ist es gelungen, mit dem Foto einer im türkisblauen Wasser eines Pools badenden Brünetten ein neugierig machendes, kaufanreizendes Bild zu schaffen, das einen lüsternen, sommerlichen, aber auch dramatischen Roman verspricht, vor dem der Inhalt aber leider absinkt.
Wer tatsächlich großartige College-Romane lesen will, kommt an Bret Easton Ellis, dem „bad boy“ der US-Gegenwartsliteratur, nicht vorbei. Der Coming-of-Age-Roman von Naomi Alderman, selbst Oxford-Absolventin, ist wie der Held ihres Debütwerkes leider nur eins – Mittelmaß.
Naomi Alderman: Die Lektionen, Berlin Verlag, Berlin, 2012, 398 Seiten, gebunden, 22,90 Euro, ISBN 978-3827010834
Hinweis: In gekürzter Fassung ist diese Rezension auch erschienen in der Neuen Westfälischen Zeitung von Samstag/Sonntag, 16./17. Juni 2012, Nr. 138/24, 202. Jahrgang, hier: Magazin, S. 5

Wir schreiben die siebziger Jahre. In einer Moorlandschaft im Süden Englands hat sich eine Künstlerkolonie angesiedelt, deren Bewohner das freie Leben genießen. Auch Cecilia wächst dort auf. Ihre Eltern Dora und Patrick haben ein altes Gehöft gekauft, in den Ställen kommen andere Hippies unter, bezahlt wird mit Naturalien oder handwerklichen Dingen. Das alles geht Cecilia gehörig auf den Keks. Am schlimmsten für sie ist aber die antiautoritäre Erziehung an ihrem Internat, einer Reformschule, wo sie auch das Töpfern und Flechten erlernt. Welch ein Lichtblick, als der ernsthafte Englischlehrer James Dahl an die Schule kommt, und die 15-jährige Cecilia und ihre Freundinnen sich reihenweise in den Mann verlieben.
Arthur Kipps ist noch ein junger Anwalt, als er von seiner Kanzlei in eine gottverlassene Gegend Englands geschickt wird, um den Nachlass der verstorbenen Mrs. Drablow zu regeln. Ihr Anwesen ist nur bei Ebbe über den Nine Lives Causeway zu erreichen. Wer den Damm verlässt, droht jämmerlich im nebligen Sumpfgebiet zu versinken. Doch was den Advokaten in Eel Marsh House erwartet, hätte er sich in seinen dunkelsten Träumen nicht ausgemalt.
Wenn der Leser die erste Seite aufschlägt, ist Jack gerade fünf Jahre alt geworden: „Heute bin ich fünf. Als ich gestern Abend in Schrank eingeschlafen bin, war ich noch vier.“ Schrank steht in Raum. Und in Raum wohnen Ma und Jack – auf 12 Quadratmetern. Raum ist Jacks ganze Welt. Und es ist gleichzeitig einer der verstörendsten, beeindruckendsten Bücher der vergangenen Jahre.
Die junge Amanda Hocking ist ein Medienphänomen – sie gehört zu Amerikas sogenannten Indie-Autoren und wurde innerhalb von vier Monaten mit neun als E-Books selbst verlegten Jugendbüchern zur Auflagen- und Dollarmillionärin. Im cbt-Verlag sind nun die ersten beiden Bücher ihrer neuen Vampirsaga erschienen. Sie sind eine wahre Erfrischung nach der prüden Twilight-Serie.